Way North

Way North
Icefield Parkway

Donnerstag, 7. September 2017

KW 29/17 - Brasilien Süd / Uruguay

Imbé - Tramandaí

Es ist Montagmorgen, ich bin schon länger wach sehe niemanden durch den «Camping Roth» spazieren. Wir frühstücken, packen zusammen und wären Abfahrbereit. Die hintere Türe, durch die wir gestern zuerst gefahren sind ist offen, aber unsere Türe ist fest mit einer Kette verschlossen – super! Ich klopfe an die verschiedenen Türen, hinter denen gestern Nacht noch Leben war, rufe zum angrenzenden Einfamilienhaus herüber, klopfe an Nachbars Türe – kein Sch… zu Hause. Wir hupen mehrmals … nichts. Jetzt wird’s mir zu bunt, ich packe das Werkzeug aus und bin bereit das Tor abzuschrauben, dank Erika, bleibt’s beim Riegel der durch die Kette blockiert wird. Feinsäuberlich legen wir Riegel, Schraube, Mutter und Unterlagscheibe auf die Terrasse, deponieren die Kohle in der Küche und rauschen unter Nachbars neugierigem Blick von dannen. In meiner Langjährigen Camperkarriere ist dies das erste Mal, dass wir aus einem Campground ausgebrochen sind – unglaublich!

Wir fahren bis Tramandaí, zum «Camping Lagoa e Mar» seit langem ein richtiger Campground 
wie wir in von Europa her kennen. Die Brasilianer sind ein
Campervolk. Immer wieder treffen wir auf Reisende mit den unterschiedlichsten Wohnmobilen oder Wohnwagen. Auch auf diesem Campground ist alles vorhanden. Die Häuser bzw. Anbauten sind so konstruiert, dass man mit einem Wohnmobil oder Wohnwagen darunter fahren und wohnen kann – spitze!


Tramandaí - Arambaré
Weiter geht es der Küste entlang nach Süden. Die Strassen sind hervorragend. Die Pflege der Grünstreifen geschieht professionell und mit modernen Geräten, wie in Europa. Die Landschaft ist grün und abwechslungsreich. Wir fahren bis in den späten Abend hinein und ganz zum Schluss, führt uns das Navi wieder einmal unnötiger Weise über eine Kiesstrasse bis Arambaré. Hier soll es im Ort ein Camping geben, mit allem was wir benötigen. Wir fahren hin. Zuerst werden wir auf die falsche Seite navigiert. Als wir endlich in die richtige Seitenstrasse einbiegen und vor dem Tor zum Stehen kommen, schaut die Nachbarin bereits hinter den Gardinen hervor. Ich suche eine Glocke oder was Ähnliches um zu läuten. Leider ist nichts dergleichen vorhanden. Die Strasse ist eine Sackgasse und relativ breit. Wir fahren deshalb unter den Baum, direkt vor dem Camping. Dann übernachten wir halt hier draussen. Das Quartier scheint eher die etwas besser Betuchten zu beherbergen, nicht die Reichen aber eine gewisse Mittelschicht die auch ein wenig Eigentum angehäuft hat. Die Lady gegenüber kommt nun bis ans Tor und schaut zu uns herüber. Es geht nicht lange, da kommt der Campingbesitzer heraus. Die Nachbarin hat in angerufen. Auch gut, wir fragen, ob wir hier übernachten können. Er meint nein, die Polizei patrouilliert in der Nacht und würde uns hier wegweisen und sein Camping ist geschlossen. Man merkt deutlich, wir sind wieder in der «Zuvilisation» angekommen. Er meint, am Strand unten, etwas weiter vorne gibt es den «Camping Municipal», der sei das ganze Jahr geöffnet. Auch gut, wir fahren noch etwas weiter und finden denselben. Hier haust eine Familie und noch ein paar Helfer in selbst gebastelten Hütten und Zelten. Sie leben sehr einfach, aber sind freundlich und hilfsbereit. Wir stellen unseren Kleinen auf den Platz und machen einen Strandspaziergang um die Beine etwas zu vertreten. Anschliessend Nachtessen richten, geniessen, das Bett richten und noch etwas lesen, bevor uns die Augen zufallen.


Arambaré - Cassino
Ich werde vom Sonnenaufgang und den Vögeln geweckt. Spaziere an den Strand, wo bereits ein reges Treiben und ein munteres Gezwitscher herrscht. In den Bäumen hausen Mönchssittiche in Mehrfamilien-Nestern. Nebst dem Gezwitscher mit den Nachbarn, sammeln sie Zweige, die sie in ihren riesigen Nestern verbauen. Es ist erstaunlich, wie sie mit ihrem kräftigen Schnabel die dicksten Zweige abzwicken.
Anschliessend spaziere ich zum WOMO zurück und plaudere eine Runde mit den Leuten vom Camping. Sie erweitern die Anlage mit einem neuen Gemeinschaftshaus, dass der Besitzer zusammen mit seinem Sohn baut. Ein Raum für die Küche, WC-Anlagen und ein Raum für Spiele, speziell einen Billardtisch wird hergerichtet. Billiard ist hier sehr populär, wusste ich bisher nicht. Aber wir haben uns schon gewundert, dass wir auf unserer Fahrt durch’s Land, überall Billardtische vorfinden. In den Restaurants, in kleinen Kaffees in einem engen Vorraum, aber auch im Freien stehen sie herum und werden rege benutzt.
Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir nochmals eine gemeinsame Runde am Strand, fotografieren unsere gefiederten Freunde bei ihrem Treiben und tanken noch etwas Sonne, bevor wir unsere Reise fortsetzen.
Unterwegs machen wir einen Zwischenstopp im Shoppingcenter «Rio Grande», wo wir die Wechselausstellungen verschiedener Künstler besuchen. Anschliessend geht es bis «Cassino». Beim «Camping do Senandes» finden wir eine Bleibe für die Nacht. Hier sehen wir seit langem wieder einmal einen Bernhardinerhund.



Cassino (Brasilien)- Chuy (Uruguay)
Einmal mehr steht Frühgymnastik auf dem Programm. Ich krieche unters Auto und demontiere das Lenkgestänge. Der Sinterblock, den wir in Kolumbien ersetzen mussten, hat einmal mehr den Geist aufgegeben und ist ausgeschlagen. Nun bastle ich mir mit dem vorhandenen Material einen eigenen Sinterblock, montiere, schmiere denselben und siehe da, es funktioniert.
Die heutige Fahrt geht durch eine schöne und wasserreiche Strecke
der Küste entlang. Links und rechts passieren wir immer wieder Salz- oder Süsswasserlagunen und -Seen. Beim «Oekopark Taim», einem Naturschutzgebiet, erstreckt sich eine lange Gerade südwärts. Am Anfang und Ende der Strecke gibt es einen Radar der die Geschwindigkeit misst, dieselbe ist hier drastisch reduziert. Der Grund «liegt» im wahrsten Sinne des Wortes, links und rechts der Strasse. Unendlich viele
Wasserschweine sonnen sich am Ufer des Flusses. Störche, rosa
Löffler, Karakaras, Ibisse und viele verschiedene Wasservögel geben sich ein Stell dich ein mit Kaimanen. Für jeden ist hier der Tisch reichlich gedeckt.
Am Ende dieser schönen Strecke liegt «Chui» wie sie die Brasilianer, oder «Chuy» wie sie die Uruguayer nennen. Vor der Stadt passieren wir die Brasilianische Zollstelle und etliche Kilometer hinter der Stadt die Uruguaysche. Der Grenzverlauf ist hier für den einfachen Touristen völlig unklar. Die Stadt selbst liegt auf oder besser gesagt zwischen den Grenzstellen und niemand kümmert’s. Wir melden uns zuerst auf der Brasilianischen Seite ab, dann durchqueren wir die Stadt, melden uns bei den Uruguayern an und fahren anschliessend wieder zurück um ausserhalb der Stadt auf dem «Camping Lago» zu übernachten. Auf der Fahrt dorthin, passieren wir einen riesigen Windkraftwerk Park. Zum ersten Mal erleben wir, wie störend diese Schlagschatten sein können. Auch die Windgeräusche sind nicht zu unterschätzen. An einem solchen Ort zu wohnen ist wahrlich nicht berauschend. Die Fahrt geht Richtung Küste und dann wieder Richtung Norden, wir haben keine Ahnung ist das jetzt wieder Brasilien oder immer noch Uruguay. Egal der Platz «Camping Lago» liegt in einem Wald, hat einen kleinen See und die Betreuerfamilie ist sehr freundlich. Zu unserer Überraschung sind dies die ersten Leute die wir treffen, die spanisch und portugiesisch sprechen.
Wir bezahlen die Nacht im Voraus, aber der Betreuer hat kein Herausgeld. Er meint ich könne später
zahlen, der Besitzer der normalerweise im Dorf wohnt, komme heute noch vorbei. Ich gebe ihm das Geld trotzdem und meine er könne mir ja später das Herausgeld bringen – lustige Sache hier. Am späteren Abend, kommt der Besitzer tatsächlich mit dem Herausgeld vorbei.
An diesem Abend geniessen wir den Sonnenuntergang am See und lauschen noch ein wenig dem Rauschen der «Windmühlen», bevor wir uns in die Pfanne hauen.


Chuy – La Aguada
Verpflegt und startklar stehen wir zur Abfahrt bereit. Jetzt ist die
Frage, rechts um den See herum oder links auf der Strasse zum Camping heraus. Es hat viel geregnet in letzter Zeit, aber es ist auch wieder viel abgetrocknet. Da der Weg um den See nicht klar ersichtlich ist, und wir davon ausgehen es hätte genügend abgetrocknet, entscheiden wir uns für den Weg. Zuerst läuft alles gut, aber bei der Passage über das Bächlein bin ich definitiv mit viel zu wenig Schwung durchgefahren. Unglaublich aber wahr, nach über 55'000 Km durch Berge und Täler, durch Flussbette und Sandhaufen sind wir auf einem Camping kurz vor unserem Ziel «abgesoffen». Ich könnte mich …, aber lassen wir das. Wir steigen aus, ich schaufle die Räder frei und lege Zweige darunter. Es geht nicht lange, das steht auch die ganze Familie die den Platz betreut vor Ort. Vater und Sohn helfen Zweige unter die Räder zu schieben und als ich probiere herauszufahren, schieben sie. Leider hilft alles nichts. Unser «Kleiner» gräbt sich nur weiter in den lehmigen Untergrund ein. Inzwischen ist der Besitzer, der auch auf dem Gelände war, mit seinem PW gekommen. Wir fixieren ein Abschleppseil und probieren es auf diese Weise. Auch so, keine Chance, dass Seil reisst und wir stehen wieder wie vorher da. Ich will schon mit Wagenheber aufbocken und unterbauen, als der Besitzer meint, er habe seinen Kollegen mit einem 4x4 Pickup angerufen. Dieser würde uns herausschleppen. Der Kollege kommt gleich, fährt ohne Mühe durch den Matsch vor unseren «Kleinen». Das Abschleppseil, dass er mitgebracht hat ist auch eine andere Liga, viel dicker und genügend lang. Wie alles bereit ist, zieht er an und ohne grosse Mühe, schleppt er mich heraus. So nun haben wir auch das noch erlebt. Wir beschliessen, dass dieses eine Mal völlig ausreicht - mal sehen wie’s weitergeht.
Wir fahren auf der Küstenstrasse weiter Richtung Süden. Leider liegt dieselbe geografisch so weit im Landesinnern, dass wir nur selten einen Blick auf die Küste erhaschen können. Wir sind froh, wieder in einem spanisch sprechenden Land unterwegs zu sein, den das Portugiesisch in Brasiliens Süden war recht anstrengend, zumal wir viel zu wenig verstanden haben. Unterwegs ziehen wir uns noch
etwas Geschichte rein. Wir besuchen das «Fortaleza Santa Teresa», das von der lokalen Armee gut gepflegt wird und für die Touristen geöffnet ist. Einmal mehr erleben wir, wie die Befreiungsbewegung und schlussendlich die Befreiungskriege sich durch die Länder in ganz Südamerika gefressen haben. Die Leute sind stolz auf diese Geschichten und wie wir beobachten können, besuchen nebst den wenigen Ausländischen Touristen in dieser Jahreszeit, vor allem viele einheimische diesen Ort.
Wir fahren weiter der Küste entlang. Links und rechts der Strasse erstrecken sich immer wieder riesige, teilweise halb geflutete Rinderweiden. Kleinere Herden grasen gemütlich oder liegen in der Sonne. Nebst Laubbäumen und Wäldern schmücken immer wieder einzelne Palmen das Landschaftsbild. Wir fahren wieder in den Abend hinein, mitunter die schönsten Stunden auf der Landstrasse, wenn der Verkehr nicht mehr so stark ist und der Sonnenuntergang das Land in intensive warme gelbe, braune und rote Farbtöne taucht – herrlich und entspannend.

Bei «La Aguada», kurz vor «La Paloma», fahren wir auf den Campground «Costa Azul». Am Eingang ist niemand anzutreffen und läuten oder sowas kann man auch nicht. Ok, dann fahren wir halt rein. Wir kurven bis kurz vor die Küste, ans Ende des Campground und stellen unser Fahrzeug neben ein Wohnmobil mit Amerikanischem Kennzeichen. Kaum stehen wir auf dem Platz, ich kann noch nicht einmal das Stromkabel verlegen, kommen die Campground-Warte angerollt. Sie begrüssen uns herzlich, erläutern den Campground uns sagen wo sie zu finden sind. Bezahlen können wir entweder heute Abend oder am nächsten Morgen vor der Weiterfahrt. Hier sehen sie es, wie in vielen anderen Orten in Südamerika, nicht so eng. Wir bedanken uns und richten uns fertig ein. So nebenbei erfahren wir, dass die neben uns stehenden Camper ebenfalls Schweizer (Welschland) sind und schon relativ lange hier stehen. Lassen wir es auf uns zukommen, bisher haben sie sich jedenfalls im Wohnmobil verschanzt.


La Aguada
Heute Morgen früh, gehe ich zum Strand um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Es ist noch dunkel, der Himmel ist klar aber es weht ein eisiger Wind. Ich friere mir fast die Finger ab, spaziere den Strand entlang bis fast zum Hafen und wieder zurück. Unterwegs plaudere ich mit einem Matetrinkenden Spaziergänger, der wie sich später herausstellt, seit über einem Jahr auf dem Campground wohnt und zwischendurch auch Arbeiten erledigt. Die Frau hat ihn verlassen, was er bedauert und Arbeit hat er auch keine. Aber er ist freundlich, aufgestellt und pflegt sich. Auch wenn man ihm die Armut ansieht, lässt er sich nicht einfach gehen – ich wünsche ihm weiterhin viel Glück. Wir begegnen uns noch öfters und er grüsst immer freundlich und ist froh, wenn er einen Schwatz abhalten kann.
Inzwischen hat sich auch die Sonne bemüht, zuerst für eine tolle Beleuchtung zu sorgen um anschliessend selbst, hinter dem Horizont hervor zu kriechen. Ich schiesse ein paar Fotos und wie die Beleuchtung zu intensiv wird, packe ich zusammen und mache mich durchgefroren auf den Heimweg. Ich krieche unter die warme Decke zu Erika, was sie zuerst gar nicht schätzt, definitiv zu kalt. Sie hat dann doch ein wenig erbarmen und lässt mich noch kurz aufwärmen, bevor wir aufstehen und das Frühstück herrichten.
Beizeiten fahren wir nach «La Paloma», machen einen Shopping, Stadt und Strandbummel. Gehen in
der Stadt noch was Essen und fahren nochmals an die Küste. Hier treffen wir auf Leonardo. Er steht hier mit seinem Landrover und wir sprechen ihn an. Wir sprechen über die Gegend, die Stadt und unsere alten Autos und dabei stellt es sich heraus, dass er immer mal wieder Leute interviewt und diese Interviews auf die Homepage der Stadt stellt, die er betreibt. Wir machen ein Foto mit ihm und er meint, wir sollten unbedingt noch etwas in seine Kamera sagen, er würde dies gerne für die Homepage verwenden. War fast zu erwarten, aber wir machen natürlich mit. Leider ist schon bald Zeit zum Aufbrechen. Er gibt uns noch ein paar gute Ausflugstipps auf den Weg und dann fahren wir.
Auf dem Rückweg noch bei der Tankstelle vorbei, den Reifendruck prüfen und aufpumpen eines Reifens. Der Druck vorne links ist nicht das Gelbe vom Ei. Mal sehen wie sich dies über Nacht entwickelt.
Auf dem Campground angekommen, bietet sich dasselbe Bild. Unsere Nachbarn haben sich immer noch im WOMO verschanzt und so wird halt nichts aus einem gut nachbarschaftlichen Gespräch. Wir richten das Nachtessen, lesen noch ein wenig und gehen frühzeitig zu Bett. Morgen ist eine längere Fahrt geplant. 


La Aguada – Jaureguiberry (Paraiso Suizo)
Auch diesen Sonntagmorgen kann ich nicht in die Kirche gehen, da ich den Reifen wechseln muss. Er verliert zu viel Druck und so macht das Fahren keinen Spass.
Wir beschliessen einem Tipp von Leonardo zu folgen und fahren zuerst zur «Laguna de Rocha». Es soll dort sehr schön sein und viele Wasservögel haben. Die Anfahrt führt einmal mehr über eine Kilometerlange Kiesstrasse. Zuerst fahren wir entlang der Rinderweiden und anschliessend holpern wir auf dem schmalen Küstenstreifen zwischen dem Meer und der Lagune dahin. Die Vogelwelt hält
sich sehr zurück. Ab und zu erhaschen wir einen Blick auf ein vorbeilaufendes Huhn (konnte ich bisher noch nicht bestimmen) oder ein paar Karakaras, Möwen oder Seeschwalben etc. und das wars. Wir fahren bis ans Ende der Strasse und spazieren dann der Lagune entlang bis zur Einmündung ins Meer. Es ist erstaunlich, mit welcher urgewallt das Wasser aus der Lagune ins Meer hinausströmt. Die herrschende Ebbe verstärkt den Effekt noch und wo die Wasser aufeinander prallen gibt es grosse Wellen und Strudel. Hier möchte ich nicht hineinfallen, auch wenn ich ein guter Schwimmer bin. Dazwischen beobachten wir die Meeresvögel, die auf den Sandbänken vor der Küste ruhen, vor unserer Düne auf gleicher Höhe wie wir vorbeiziehen oder an der Küste sich ins Wasser stürzen und Fische fangen.

Inzwischen hat die Flut eingesetzt und mit steigendem Meeresspiegel wird es an der Einmündung ruhiger, die Wellen kleiner aber der Druck, mit dem die Fluten aus der Lagune herausströmen lässt nicht nach. Es wäre interessant, zu beobachten, ob hier die Strömung beim höchsten Stand der Flut ebenfalls umgekehrt fliesst. Leider haben wir zu wenige Informationen zu den Gezeiten, wollen heute noch eine ganze Strecke fahren und beschliessen deshalb diesen Ort vorher zu verlassen. Es wird ein Rätsel bleiben.

Wir ziehen weiter, passieren diverse Autoabbruchstellen und sehen dort viele Karosserien von Oldtimern. Dieselben sind in Uruguay wieder gefragt. Man trifft diverse, schön restaurierte Oldtimer hier. Auch die Leute sprechen wieder auf unseren Oldie an zeigen den Daumen nach oben oder rufen und winken uns zu. Wir fahren bis zum «Paraiso Suizo». Hier bei Heinz und Silvia, machen wir unseren «Kleinen» heimreisefertig, bevor er auf die Fähre muss. Ausnahmsweise sind wir die einzigen Camper, aber nebst uns sind noch rund 40 Campermobile der unterschiedlichsten Typen und Bauarten, eingelagert und warten nur darauf, wieder von ihren Besitzern ausgeführt zu werden. Vorerst richten wir uns ein, gehen noch kurz an den Strand und schauen den Fischern zu. Anschliessend verkriechen wir uns ins WOMO und machen es uns gemütlich. Draussen weht ein kalter Wind und die Wetterprognosen stehen auf Regen.
Unser Gas ist ausgegangen und die Frage ist, sollen wir nochmals auffüllen oder läuft das Schiff für die Rückreise schon bald ein. Heinz hat diverse Gasflaschen der abgereisten Camper in seinem Lager. Wir prüfen, ob noch welche mit einer Restgasmenge vorhanden sind und werden fündig. Leider passen die Anschlüsse nicht. Es ist erstaunlich was für abenteuerliche Konstruktionen es gibt. Wir werden am Montag klären, wie schnell wir verschiffen können und dementsprechend entscheiden, ob wir unsere Flasche nochmals zu einem Teil befüllen lassen.
Schauen wir mal, was die neue Woche bringt.

Samstag, 5. August 2017

KW 28/17 - Argentinien Nord / Brasilien Süd

Iguazú
Frühstücken und ab auf die Piste. Heute wollen wir nach Brasilien rüberfahren und die Wasserfälle aus einer anderen Perspektive betrachten.
Wir fahren bis zur nächsten Tankstelle, füllen nochmals Benzin nach, Scheiben waschen und … sehen vor uns auf dem Parkplatz einen weissen PW mit Schweizerkreuz auf dem Heck.Sollen wir die Leute ansprechen oder nicht? Wie wir noch rätseln, spaziert ein älteres Pärchen an den Wagen. Ich steige aus und will auf sie zugehen, als beide nochmals Richtung Tankstelle gelaufen kommen. Ich spreche sie an und sie stellen sich als Hans Peter und Bruni vor. Bruni ist hier geboren und aufgewachsen. Wir plaudern kurz und beschliessen dann irgendwo etwas zu trinken oder zu essen und uns gegenseitig besser kennen zu lernen. Hans Peter fährt voraus. Ich folge ihm bis zum
Einkaufscenter und anschliessend zu deren Haus. Von dort geht es in ihrem PW wieder in die Stadt zu den Marktständen mit den Delikatessenläden und Beizen. Leider ist nicht sehr viel Betrieb, vieles ist geschlossen wo sonst Rambazamba herrscht. Bruni findet zielsicher eine gute Beiz und bestellt gleich für alle eine Fleischplatte. Noch ein Foto von allen und dann geht es zurück zu deren Haus, wo sie uns noch einen Kaffee anbieten. Das nehmen wir gerne an und geniessen auch den gemeinsamen Erfahrungsaustausch. Sie sind aus der Schweiz hergezogen und leben bereits wieder seit acht Jahren hier. Bruni ist sehr engagiert, hat viele Ideen aus der Schweiz mitgenommen und will hier vieles aktiv verändern. Zurzeit stehen Gemeinderatswahlen an und sie kandidiert, will sich aktiv einbringen und versucht in der Politik Fuss zu fassen.
Es wird ein gemütlicher Nachmittag. Wir probieren das erste Mal Mate, das Nationalgetränk von Argentinien. Bruni hat eine ganze Sammlung von Matebechern in ihrem Regal. Am nächsten Tag gibt es eine Mate-Lektion. Die ist auch für ungeübte Rechenkünstler zu verstehen.
Auf Grund des fortgeschrittenen Nachmittags, wollen wir nicht mehr allzu weit fahren und wie sie uns anbieten auf ihrem Parkplatz vor dem Haus zu übernachten, nehmen wir dankend an.

So ergibt es sich, dass wir mit Hans Peter seit langem wieder einmal die Schweizer Tagesschau anschauen. Ein kleines Stück Heimat in der Ferne. Anschliessend ist Bruni mit der Argentinischen  Sendung dran. Der Moderator ist ein Freund von ihnen und plötzlich begrüsst uns «Quique», so sein Spitzname, persönlich über den Sender. Bruni hat ihm eine Nachricht geschickt, dass wir bei Ihr zu Besuch sind. Zu dritt unterhalten sie sich dann über uns und die Schweiz. Natürlich kommt die Frage, für welche Fussballmannschaft wir sind. Ich nenne den Namen der Gegner seines Lieblingsclubs, was eine weitere Diskussionsrunde auslöst. 
Es war ein wunderbarer Nachmittag, bis spät in den Abend, den wir mit Bruni und Hans Peter verbrachten, wir haben es sehr genossen – vielen Dank!



Iguazú (Argentinien) – Foz (Brasilien)
Nach einem gemeinsamen Frühstück gibt uns Bruni eine Lektion in Mate. Mate ist eine Kräutermischung, die in eine Kalabasse mit einem Trinklöffel gegeben wird. Anschliessend wird warmes Wasser darüber gegossen und durch den Trinklöffel gesogen. Benutzt man zu heisses Wasser, wird der Sud bitter. Es ist eine Kunst, guten Mate zuzubereiten. Es gibt auch viele unterschiedliche Mischungen. Die einen geben noch andere Kräuter oder Zucker dazu, je nach Belieben. Argentinien ist das Mate-Land. Überall laufen die Leute umher einen Matebecher in der Hand und unter dem Arm eine Thermoskanne, aus der sie laufend warmes Wasser nachschütten. In der Regel wird Mate aus einer Kalabasse getrunken. Dieselbe kann jegliche Formen aufweisen, gross, klein, verschlungen oder sonst wie geformt sein. Obwohl die Einheimischen diesbezüglich sehr traditionsbewusst sind, hat die Neuzeit ein wenig Einzug gehalten.
Es gibt inzwischen auch Matebecher aus Kunststoff (keine Wegwerfware). Auch die Trinklöffel sind unterschiedlich, mal schlicht, mal verschnörkelt. Für das ganze Equipment gibt es auch spezielle Matte-Taschen, in denen alles fein säuberlich verstaut werden kann. Heisses Wasser kann man im ganzen Land auffüllen lassen. Es ist selbstverständlich, dass die Leute mit ihrem Mate in ein Restaurant gehen und ihn dort trinken ohne dass jemand insistiert. Erstaunlicher Weise werden die Mate-Becher herumgereicht und alle trinken aus demselben Trinklöffel – mach das mal in Europa, ha,ha!
Nach diesem Exkurs machen wir einen gemeinsamen Ausflug zum Park «La Aripuca». Am Eingang geht die Mate-Lektion gleich weiter. Wir sehen einen Mate-Strauch, an dem das begehrte Kraut wächst und am Eingang steht ein riesiger Thermoskrug mit heiss Wasser, wo jeder seine Kanne füllen kann. Ein Mate-Becher für den allgemeinen Gebrauch steht ebenfalls dort – der Wahnsinn!
Mate wurde schon von den Urvölkern, speziell den Guaraní genutzt und im Laufe der Zeit wurde das Mate Trinken bis zur heutigen Form weiterentwickelt. Erstaunlich, dass sich diese Tradition bis heute gehalten hat.
Weiter erklärt uns der Guide eine Falle der Guaraní Indianer die hier gelebt und gejagt haben. Der Hauptbau in dieser Anlage ist der Form dieser Falle nachempfunden und aus dreisig verschiedenen, teilweise riesigen Baumstämmen aus der Region zusammengestellt worden. Alle Hölzer sind mit Namen beschriftet und für die etwas grösseren Wohnzimmer stehen interessante, massive Stühle und Tische zum Kaufen bereit.
Bei traumhaftem Wetter, lädt jede Ecke des Parks zum Entspannen ein. Im Bambusbungalow hören wir einem Freund von Bruni beim Harfenspiel zu. Er ist sehr talentiert und die Kinder rund herum sind hin und weg, kommen kaum aus dem Staunen heraus. Bruni bietet mir einen Musiker Mate an und reicht dessen Mate-Becher herüber, aus dem sie bereits einen Schluck genommen hat – Viva Argentina!
Nach einer kleinen Shoppingrunde, schliessen wir unseren Ausflug im Gartenrestaurant mit einem Mate-Eis ab und sagen anschliessend - good by!
Bis zur Grenze nach «Foz de Iguazú», dem Brasilianischen Teil der Stadt, ist es nicht weit. Die Grenzabfertigung ist super. Man fährt an eines der vielen Zollhäuschen, der Zollbeamte stempelt die Pässe und erledigt gleichzeitig die Fahrzeugausfuhr. Während der ganzen Zeit wartet man im Fahrzeug und nach ein paar Minuten ist alles erledigt – weitaus das Beste, dass uns bisher passiert ist. Die Brasilianische Seite ist nicht ganz so komfortabel, man besucht hier wie an den meisten Zollstellen ein Büro für die Migration (Personen) und ein Büro für das Fahrzeug (temporäre Einfuhr). Aber auch hier sind die Leute freundlich, kompetent und sehr speditiv. Ein paar Kilometer hinter der Grenze fahren wir auf den Campground «Camping Club Brasil» direkt beim Eingang zu den Wasserfällen und dem «Parque de Aves» (Vogelpark). Der Stellplatz für eine Nacht kostet zehn Real während der Parkplatz vor den jeweiligen Attraktionen bis 25 Real kostet. Für diesen Unterschied nehmen wir gerne einen kleinen Fussmarsch in Kauf, abgesehen davon, dass es gut tut sich zu bewegen.
Für einen Rundgang bei den Wasserfällen ist es bereits zu spät, aber im Vogelpark können wir vor dem Einnachten noch eine Runde drehen. Die Anlage ist schön angelegt und führt durch den Wald. Viele grosse und kleine Volieren locken, die einheimische Vogelwelt zu besichtigen. Speziell die grossen, begehbaren Volieren sind super. Die Vögel können sich frei bewegen, sich zurückziehen oder neugierig zwischen den Besuchern herumstolzieren. Der Käfig mit den Papageien ist eine besondere Show. Die Viecher machen einen Höllen Krach, jagen einander durchs Gehege. Zwischendurch fliegen sie Scheinangriffe auf die erschrockenen Touristen und fliegen haarscharf über deren Köpfe. Einer fliegt sogar in mein Objektiv hinein und es knallt nur so als er dasselbe mit den Flügeln streift. Der neben mir stehende Besucher ist total erschrocken und erst langsam entspannen sich seine Gesichtsmuskeln wieder und er setzt zum Lachen an. Die einen Papageien sind sogar Multitaskingfähig, muss sich wohl um ein Weibchen handeln.

Gegen Abend spazieren wir wieder zum «Camping Club Brasil». Der Campingplatz ist leider sehr verwahrlost, aber wir haben ja unseren «Kleinen», eine wahres Wohlfühlmobil und brauchen nur einen ruhigen Platz zum Schlafen.


Foz – Capanema
Am Morgenfrüh spazieren wir zum Eingang der zu den
Wasserfällen führt. Hier sind sie wesentlich besser organisiert wie auf der Argentinischen Seite. Die Tickets können an der Kasse oder an einem der Ticketautomaten mit Kreditkarte gelöste und bezahlt werden. Dann geht es rund 13 Kilometer mit dem Shuttle Bus durch den Park. Unterwegs gibt es verschiedene Haltestellen die zu Wanderwegen, Dschungeltouren und anderen Sehenswürdigkeiten abzweigen. Wir fahren bis zur Endstation und folgen den vielen Touristen entlang der Wasserfälle. Die verschiedenen Aussichtspunkte geben immer wieder spektakuläre Sichten auf die unterschiedlichen Wasserfälle und die wilde Flusslandschaft frei. Wir wandern auch hier bis zum Teufelsschlund. Dieser heisst hier «Garganta do Diabo» (Portugiesisch) nicht wie auf der Argentinischen Seite «Garganta del Diablo» (Spanisch). Vom Portugiesischen haben wir keinen blassen Schimmer, dementsprechend schwieriger wird es, sich sprachlich auszutauschen, denn die Einheimischen sprechen praktisch keine andere Sprache. Auf dieser Seite ist die Sicht in den Teufelsschlund fantastisch und auch dementsprechend feucht. Auf einem Steg geht man vor den einen Wasserfällen durch bis auf die Terrasse heraus, die die Sicht in den Teufelsschlund frei gibt.

Rundherum ein Gedränge an Touristen, Regenbogen die sich über die Wasser spannen und von den Wassernebeln genährt werden. Die Sicht in den Teufelsschlund wird von einem Regenbogenring, der fast 300° entspricht gekrönt – einfach wunderbar.

Ziemlich feucht machen wir uns auf den Rückweg, steigen mehrere Stufen hoch, blicken nochmals über die bezaubernden Wassermassen und die Regenbogen hinweg, bevor wir mit dem Bus zurückfahren.
Gegen Mittag fahren wir weiter Richtung Küste, machen in der
Hälfte den Knick nach Süden und folgen dem Fluss «Iguazú». Diese Gegend Brasiliens ist hügelig und wird vor allem durch Ackerbau bestimmt. Riesige Felder erstrecken sich von der Strasse bis zum Horizont. Mais, Korn, Baumwolle und anderes. Viehwirtschaft wird hier wenig betrieben.
Diese Route wird von Overlandern offensichtlich wenig befahren. Im «ioverlander.com», der App für Reisende, sind wenige und vor allem keine aktuellen Einträge zu geeigneten Schlafplätzen, zu finden. Gegen Abend folgen wir einem relativ frischen Hinweisschild bis zum «Balneario Martini». Fernando, der Besitzer begrüsst uns freundlich. Es ist ein Bauernhof mit einem kleinen Restaurant, einer grossen Wiese für Camping und unendlich vielen Grillstellen, direkt am Fluss. Wir sind
erwartungsgemäss die einzigen Camper. Nach dem wir uns eingerichtet haben, spazieren wir zum Restaurant hoch, wollen noch ein Bier trinken. Nebst Fernando und seinem Sohn, sitzen zwei Einheimische am Tisch und trinken Bier ohne Alkohol. Wir erfahren, dass in Brasilien 0 Promille auf der Strasse gilt und dies auch restriktive überprüft wird. Die Gäste sind mit dem Motorrad hier und dementsprechend trinken sie konsequent ohne. Wir setzten uns zu ihnen, sie sprechen Portugiesisch und wir Spanisch. Irgendwie verstehen wir uns und es wird eine lustige Unterhaltung. Fernados Grosseltern kamen von Deutschland. Er selbst spricht jedoch kein Deutsch. Allerdings kann der fünfjährige bereits ein paar Brocken Deutsch, Englisch und hier sogar auf zehn zählen – guter Junge.
Die Herren haben Hunger und bestellen eine Fischplatte. Dieselbe schaut lecker aus. Es ist ein gratloser Fisch aus dem Fluss mit einer guten Konsistenz, umgeben von einer selbstgemachen und würzigen Panade, im Oel frittiert, dazu gibt es Manjock in Form von Pommes Frites. Wir werden eingeladen ebenfalls zuzulangen, was wir ungeniert tun. Die nächste Fischplatte bestellen wir, und so vergeht ein gemütlicher und interessanter Portugiesisch, Spanischer Fischabend.


Capanema – Vista Gaúcha
Wir wollen zu den breitesten Wasserfällen der Welt, den rund 1.8 Kilometer breiten «Yucuma-Fällen». Sie sind über die Argentinische oder Brasilianische Seite erreichbar. Die Zufahrt ist nicht ganz klar ersichtlich und auch die Einheimischen können dieselbe nicht genau beschreiben. Während wir eine Stadt passieren, und Ausschau halten nach einem entsprechenden Wegweiser, übersehen wir eine Schwelle. Es musste natürlich die schlimmste sein und so schlagen wir trotz relativ geringer Geschwindigkeit, übel auf der Fahrbahn auf. Der Motor verreckt und wir rollen an den Strassenrand. Ich probiere ihn wieder zu starten… nichts geht mehr. Sch…öne Bescherung. Motorhaube auf und sukzessive alles durchchecken. Zündung auseinandernehmen überprüfen, alle Stecker rütteln, überprüfen … endlich, nach einer halben Ewigkeit gelingt es mir wieder zu starten.
Wir fahren weiter bis «Itapiranga» wo eine Fähre über den Fluss führt. Auch hier fragen wir nach dem richtigen Weg, kriegen jedoch keine schlaue Antwort.
Schlussendlich setzen wir mit der Fähre über, queren die dahinter befindliche Stadt und … rollen wieder mal über eine Staubstrasse durch den Busch, bis wir wieder auf der Hauptstrasse landen. Fahren bis «Vista Gaúcha», wo einmal mehr, eine Tankstelle vor der Stadt, als Ruheplatz für die Nacht bezogen wird.


Vista Gaúcha – Salto Yucuma - Palmitinho
Nach mehreren Umwegen, erreichen wir heute endlich den «Salto de Yucuma» (Wasserfall), das heisst, den Parkeingang. Während wir den Obolus entrichten, erklärt uns der Ranger wo wir die kleine Ausstellung zum Park finden und dass wir uns vor den Jaguaren und den Pumas in acht nehmen sollen. Wir machen einen kleinen Rundgang in der Empfangshalle und holpern anschliessend auf der ausgewaschenen Parkstrasse, noch rund 15 Kilometer bis zum Parkplatz am Fluss. Unterwegs kreuzt ein Pecari (Wildschwein) und Agutis unseren Weg. Unten angelangt, begrüsst uns ein weiterer Ranger, weist auf die verschiedenen Wanderwege und Regeln hin und wünscht viel Vergnügen.
Zu Fuss spazieren wir jetzt durch den Busch bis hinunter zum Fluss. Wie wir aus dem Buschgürtel heraustreten, sehen wir die Wasserfälle und haufenweise Schmetterlinge, die sich auf dem trockengelegten Flussbett tummeln. Mausbein alleine, geniessen wir die wärmende Sonne, das rauschende Wasser und die bunte Pracht der Schmetterlinge. Natur pur – herrlich!

Die «Salto de Yucuma» ergiessen sich auf rund 1.8 Kilometer breite über eine Felskannte. Während wir denselben entlang spazieren, passieren mehrere Ausflugsboote mit Touristen den reissenden Fluss und treiben anschliessend den Fällen entlang wieder Flussabwärts. Gegen Abend verabschieden wir uns von diesem herrlichen Fleckchen. Leider ist es nicht erlaubt hier zu übernachten und alles flehen nützt nichts, wir müssen wieder aus dem Park holpern – schade!

Im Abendlicht fahren wir durch die zauberhafte Landschaft im Süden Brasiliens. Wieder vorbei an den riesigen Feldern. Speziell sind hier die Kirchen. Sie haben alle möglichen Formen, aber nicht wie sonst üblich, ein Kirchenschiff und den Turm der alles überragt. Allerdings sind die Leute ebenso gläubig wie im Rest von Südamerika. Selbst in einem kleinen Nest, finden wir an derselben Strasse, nur wenige Meter auseinander rund fünf verschiedenen Kirchen.

Auf unserem weiteren Weg stellen wir fest, dass nicht nur unser «Kleiner» strapaziert wird sondern dass auch Erikas Handy reisemüde ist. Es verabschiedet sich spontan und versagt jeden weiteren Dienst.
Bei «Palmitinho» machen wir eine Pause und übernachten auf dem Parkplatz neben der Tankstelle. Genug gefahren für Heute.



Palmitinho - Vale das Trutas
Ab jetzt geht es Richtung Küste. Wir passieren die Stadt «Vacaria» und fahren weiter über «Bom Jesus». Hinter «Vacaria» sehen wir zum ersten Mal vereinzelte, kleinere Obstplantagen, die zur Auflockerung der felderreichen Landschaft beitragen. Trotz der riesigen Flächen, vereinzelten Busch und Waldpartien, bekommen wir keine Tiere zu Gesicht. Weder am frühen Morgen noch in den späten Abendstunden. Selbst die Strassenränder sind frei von Kadavern. Vielleicht mal ein einzelnes Opossum oder ein Hase, aber sonst nichts. Wir fragen uns, ob die Farmer die Bestände dermassen reduziert haben, um Frasschäden vorzubeugen oder ob andere Gründe für das Ausbleiben der Tiere verantwortlich sind.
Hinter «Bom Jesus», wir sind mit rund 90 km/h unterwegs, es ist schon dunkel, als Erika ruft: «Achtung! Da vorne ist die Strasse zu Ende!» Tatsächlich, die schön geteerte Doppelspur hört abrupt auf und geht in eine steil ansteigende Kiespiste über, die nach rund 20m im rechten Winkel abbiegt – der Hammer! Irre Kerle wie sie hier funktionieren. Wir fahren trotzdem weiter in der Hoffnung, es wird besser. Aber es kommt noch übler. Über Hügel und Täler fahren wir bis vor ein Schild, wo die lustigen Kerle die nächste Sprengung ankündigen – super! Nun wenden wir definitiv und fahren zurück bis zum «Vale das Trutas» (Tal der Forellen auf Portugiesisch). Ich biege in die Anlage ein, fahre vor das Restaurant und frage, ob wir hier übernachten können. Der Beizer ist sehr freundlich, meint wir können auf dem Parkplatz vor den Fischteichen übernachten und fragt sogar ob wir Strom brauchen. Wir stellen unseren «Kleinen» ab und spülen den Ärger über die gesperrte Strasse, mit einem Bier hinunter. Wenn wir schon mal hier sind, können wir auch Fisch essen. Die Forellen schauen super aus und wir bestellen ein Menü zum Teilen. Der Boy serviert uns nebst Gemüse je
zwei Forellenfilet auf einer speziellen Platte. Wie dieselbe leer ist, nimmt er die Platte wieder mit, füllt sie nochmals mit anders gewürzten Forellenfilets.  Jetzt haben wir verstanden, Forellen können wir so viel Essen bis wir genug haben. Sie bereiten sie unterschiedlich zu und bringen solange bis man sich wehrt.
Wir unterhalten uns mit dem Besitzer und einem seiner Söhne, der etwas Englisch spricht. Es sind durchwegs sehr freundliche und interessierte Leute, die dieses «Fischerdörfchen» betreiben. Vor allem einheimische Gäste kommen hierher zum Fischen und ausspannen. Es gibt in der Nähe interessante Schluchten, Wasserfälle und andere Attraktionen die zum Ausflug animieren.


Vale das Trutas - Imbé
Leider läuft uns die Zeit davon, sonst wären wir noch etwas länger in diesem schönen Tal geblieben. So aber, machen wir uns auf den Rückweg. Von Kiesstrassen haben wir vorerst genug, fahren wieder bis «Bom Jesus» und von dort über die Hauptstrasse Richtung Küste. Wie angekündigt, wird das Wetter gegen Nachmittag schlechter, es weht ein kalter Wind und wie wir in «Imbé» beim «Camping Roth» ankommen beginnt es zu Regnen. Wir können den Kleinen vor das Appartementhaus stellen und in einem Parterrezimmer das WC und die Duschen benutzen. Die Türe wird mit einer Kette verrammelt und der Besitzer meint wir wären hier ruhig und sicher untergebracht.
Der Campground ist interessant gestaltet und verfügt über mehrere Grillstellen. Leider wirkt er etwas zu verwahrlost, auch wenn nicht gerade Saison ist. An diesem Abend nehme ich den Grill in Betrieb und wir brutzeln nochmals ein feines Stück Fleisch. Während Erika im warmen WOMO bleibt, spaziere ich Im Nieselregen an die Küste und schaue den beleuchteten Schiffen zu, die eine aufgereihte Lichterkette vor der Küste bilden. Wo steht wohl unsere Fähre, die den «Kleinen» wieder nach Hause bringen soll?